München, 27.09.2021
Bin Ich noch Ich, wenn meine emotionale-instabile Störung behandelt wird?
Bin Ich noch Ich, wenn meine emotionale-instabile Störung behandelt wird?
Viele meiner Patientinnen mit einer emotional-Instabilen-Persönlichkeitsstörung haben große Bedenken, sich auf eine therapeutische Behandlung einzulassen, da sie um den Verlust ihrer bisherigen Identität fürchten. Ein Großteil ihres Lebens haben die Patientinnen mit emotionalen und impulsiven Durchbrüchen verbracht, die zu einem festen Bestandteil ihrer Identität geworden sind. Sie können sich selbst gar nicht ohne ihre Auf und Abs, ohne ihr destruktives, agierendes Handeln vorstellen. Ich wäre nicht mehr ich, so eine Patientin, die sich letztlich gegen eine Therapie entschieden hat, weil sie glaubte, dass sie sich „hätte aufgeben müssen“ und dann „nichts mehr von mir da gewesen“ wäre, was sie jetzt auszeichnet.
Ist dies so? Verliert man durch eine Borderline-Therapie seine bisherige Identität?
Meine Patientinnen würden dies zu Beginn der Therapie definitiv bestätigen, während sie dies zum Ende der Therapie deutlich verneinen würden. Der Sinn und Zweck einer Psychotherapie liegt nicht in der Veränderung der Persönlichkeit. Vielmehr ist es u.a. Aufgabe der Psychotherapie, dem selbstschädigenden, impulsiven Verhaltensmuster entgegenzuwirken und mit dem tiefgreifenden Gefühl des „anders zu sein, nicht geliebt zu werden, nicht in Beziehung gehen zu können“ zu arbeiten. Es geht in der Therapie somit um die Stärkung der eigenen impulsiven und emotionalen Steuerungsfähigkeit sowie der Fähigkeit, die Realität besser zu bewältigen und ein besseres Selbstwertgefühl zu erhalten.