München, 15.09.2016

Haareschneiden als Trauma für Kinder und Jugendliche

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Wie das Jugendmagazin der Süddeutschen Zeitung, jetzt, in seiner Ausgabe vom 19. September 2016 berichtet, kann auch das unbefugte Haareschneiden zu Traumata bei Kindern und Jugendlichen führen. Auf diese interessante Symptomatik weist die Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin Sabine Frömel, die eine auf die Behandlung von Mädchen im Alter von 11 bis 21 Jahren mit Essstörungen und Traumata spezialisierte Praxis in München führt, hin.

Der dieser Einschätzung zugrundeliegende Sachverhalt beruht auf mehreren Verbrechen eines unbekannten Täters in den letzten Jahren im Raum Graz. Hiernach schneidet ein junger Mann insbesondere jungen Mädchen mit blonden Haaren im Vorübergehen ihre Zöpfe ab. Die Mädchen bekommen in der Regel von der Tat selbst nichts mit, sondern stellen erst im Nachhinein das Fehlen ihrer Haare fest. Was im strafrechtlichen Sinne noch nicht einmal ein Vergehen ist und von vielen Leuten nach Aussage des Artikels als harmloses Bagatelldelikt abgetan wird, stellt für die Mädchen eine traumatische Erfahrung dar. Selbst nach Jahren können die Mädchen demnach über den Verlust ihrer Zöpfe noch nicht sprechen.

„Dies mag auf den ersten Blick merkwürdig erscheinen, da es ja anscheinend nur um ein paar Haare geht, die wieder nachwachsen“, so die Psychotherapeutin Sabine Frömel „Entscheidend ist allerdings die Verletzung der Intimspähre der Mädchen. Jemand hat ihnen einen Teil ihres Körpers genommen, ohne, dass sie dem zuvor zugestimmt hätten. Für die Mädchen stellt dies einen Eingriff in ihre körperliche Unversehrtheit dar, der einem Missbrauch gleich kommt.“

Erhebliche psychische Auswirkungen durch traumatische Erfahrungen

Für die die Psychotherapeutin Sabine Frömel zeigt dieses Beispiel eindrucksvoll, dass ein Ereignis nicht besonders dramatisch sein muss, um traumatisch sein zu können. „Es muss also nicht immer ein schwerer Verkehrsunfall, eine Vergewaltigung oder der Tod eines Elternteils sein, um insbesondere bei Mädchen im Kindes- und Jugendlichenalter traumatische Erfahrungen zu hinterlassen. Selbst banale Ereignisse können erhebliche psychische Auswirkungen haben“.

Umso wichtiger ist es daher, fachlichen Rat in Anspruch zu nehmen, wenn man erkennt, dass sich das eigene Kind verändert, ohne hierfür eine Erklärung zu haben. Sollte sich hierbei herausstellen, dass eine traumatische Erfahrung begründend für die Veränderungen ist, sollte eine psychotherapeutische Traumatherapie in Erwägung gezogen werden.“