München, 13.12.2017

Selbstverletzendes Verhalten bei Jugendlichen – eine Übersicht

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Motive für selbstverletzendes Verhalten

Jugendliche verknüpfen selbstverletzendes Verhalten mit der Erwartung,

  • sich von negativen Gefühlen zu befreien,
  • Suizidimpulse zu reduzieren,
  • zwischenmenschliche Probleme zu lösen,
  • in einen positiven emotionalen Zustand – sich lebendig zu fühlen – zu versetzen oder
  • sich selbst zu bestrafen.

Geschlechterverteilung

Mädchen weisen überproportional oft autoaggressive Verhaltensweisen auf.

Komorbidität

Nach aktuellen Studien betreiben 40 % der Selbstverletzer Substanzmissbrauch oder weisen als Komorbiditäten Essstörungen und Depressionen auf.

Unterscheidung zwischen Selbstverletzung und Borderline

Laut einer Studie haben ein Drittel der Jugendlichen Erfahrung mit Selbstverletzung, aber nur drei Prozent von diesen Jugendlichen eine Borderline Symptomatik.

Ursachen für selbstverletzendes Verhalten

  • Familiäre Schwierigkeiten (Scheidung der Eltern, Fremdunterbringung, Tod eines nahen Angehörigen, massive elterliche Kritik)
  • Gewalterfahrungen
  • Schulische Probleme
  • Beziehungsprobleme
  • „Werther-Effekt“
  • Ansteckungsphänomen in sozialen Gruppen (Freunde, stationäres Setting) und damit Zugehörigkeitsgefühle, Selbstaufwertung und Anerkennung
  • Traumata
  • Sexueller Missbrauch oder körperliche Misshandlungserlebnisse

Selbstverletzendes Verhalten als Sucht?

Dafür spricht:

  • Im Rahmen der Wiederholung von selbstverletzenden Verhalten nehmen die Intensität und die Schwere der Verletzungen zu.
  • Durch massiven Druck von außen oder Zwangsmaßnahmen, mit denen das Verhalten unterbunden wird, kommt es häufig zu einer Art von Entzugserscheinungen, die sich in Ängstlichkeit oder Suizidalität äußern.

Dagegen spricht:

  • Patienten können selbst das Verhalten steuern je stabiler sie werden.
  • Je geringer der innere Druck, desto geringer ist das selbstverletzende Verhalten.