München, 24.09.2019

Suizidales Verhalten

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Selbstverletzendes Verhalten

Unter Selbstverletzendem Verhalten lassen sich vielfältige Formen selbstzugefügter Schädigungen am eigenen Körper zusammenfassen. Dabei erfolgt jedoch eine Begrenzung nur auf die offenen, direkten Verletzungen, wie beispielsweise Schneiden, Ritzen, Schlagen, Ausreißen von Haaren, Beißen, Kneifen, Störung der Wundheilung, Verbrennen und Verbrühen. Indirekte Verhaltensweisen der Selbstverletzung, wie z.B. Nahrungs- und Trinkentzug oder Alkohol- und Drogenkonsum, fallen nicht hierunter, da das Resultat der körperlichen Schädigung nicht direkt beobachtbar und von den Betroffenen bezüglich der Schwere nicht präzise einschätzbar ist. Meist zeigen sich konkrete Auswirkungen der indirekten Selbstverletzung erst nach längerem Zeitraum.

Die offene, direkte Selbstverletzung beginnt meist im Jugendalter. In Deutschland wurden bei Jugendlichen Lebenszeitprävalenzraten von 25 % und Ein-Jahres-Prävalenzraten von 14 % festgestellt. Etwa 4 % der Jugendlichen zeigen wiederholt selbstverletzendes Verhalten (repetitives SVV). Dabei können alle Körperstellen verletzt werden, oft werden aber Arme, Handgelenke, Ober- und Unterschenkel, entstellt. Für die Wahl des Körperteils, das verletzt wird, scheint für die Jugendlichen die schnelle Verfügbarkeit und die leichte Zugänglichkeit entscheidend zu sein.

Die Risikofaktoren für die Selbstverletzung sind mannigfaltig. Meist werden jedoch von den Jugendlichen Trennungssituationen, Stress in der Familie, Schule, depressive Verhaltensweisen, soziale Ängste, Mobbingsituationen, Traumata und emotional instabile Verhaltensweisen genannt.

Jugendliche mit selbstverletzende Verhaltensweisen können mit psychotherapeutischer Unterstützung wirksam Unterstützung erfahren. Dabei werden die Handlungsmotive, die Gefühlslage und der psychische Zustand zum Zeitpunkt der Selbstschädigung sorgsam exploriert, sowie die Letalität der Methode und die Anzahl früherer Episoden bestimmt. Bei der Planung therapeutischer Schritte müssen biologische und psychologische Risikofaktoren beachtet werden, die bedeutsam für die Aufrechterhaltung des selbstverletzenden Verhaltens sind. Zentrale Therapieziele erstrecken sich auf die Förderung emotionaler Kompetenzen, da diese Patienten meist Schwierigkeiten in der Modulation von Affekten haben.